Familienforschung - Grundlagen
"Habe ich berühmte Vorfahren?"
Solche oder ähnliche Fragen stellen sich viele, die mit der Ahnenforschung beginnen. Anhand eines Beispiels soll hier erläutert werden, wie die "Mechanismen" der Genealogie funktionieren und warum die obige Frage im Grunde unerheblich ist.
Oft beschrieben und mit vielen Gerüchten belegt ist die Genealogie Karls des Großen, angeblich ist er der Vater Europas und hat heute schätzungsweise 10 Millionen Nachkommen. Einige Genealogen führen stolz Stammbäume auf, die diese Nachkommenschaft beweisen. Dies soll hier nicht herabgewürdigt werden, die Mathematik zeigt jedoch, dass es zumindest für jede heute in Deutschland bzw. Europa lebende Person fast unmöglich ist, KEIN Nachkomme Karls des Großen zu sein. Wie kann das sein?
Ein kleines Zahlenspiel:
Wenn ein heute lebender Proband 1973 geboren wurde, besteht zwischen dessen Geburt und der Geburt Karls ein zeitlicher Abstand von 1.227 Jahren (1973- 746). Teilt man diesen Abstand durch die durchschnittliche Dauer einer Generation (Abstand zwischen eigener Geburt und Geburt des Nachwuchses, konservativ 32 Jahre), erhält man rund 38 Generationen, die zwischen Karl und dem Probanden liegen. Auf der anderen Seite muss man betrachten, wieviele Personen pro Generation "beteiligt" sind. Generation 0 (Proband) besteht aus einer Person, die erste Generation (Elterngeneration) aus zwei, die Groß-Elterngeneration aus 4, Urgroßeltern aus acht usw. Mathematisch ausgedrückt verdoppelt sich die Anzahl der Eltern also mit jeder Generation. Dies bedeutet aber, dass in Generation 38, zur Zeit Karls des Großen, 2 hoch 37 Personen in der Genealogie des Probanden vorhanden sind: 137.438.953.500 Ur-Ur-Ur-..........Ur-Großeltern ==> 137 Mrd.!
Heute leben auf der Erde fast 10 Mrd. Menschen, um das Jahr 800 waren es in ganz Europa jedoch nur rund
0,02 Mrd., sprich 20 Mio..
Davon werden schätzungsweise 70% im richtigen Alter gewesen sein, eine Familie zu gründen (also rund 14 Mio.).
Daraus folgt, dass JEDE dieser um 800 in Europa lebenden Personen durchschnittlich rund 9.800 mal in dieser 38. Generation des Probanden vertreten ist. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass z.B. auch Karl der Große mindestens 1x in dieser Generation auftaucht.
Sollten Ihre Vorfahren nicht auf einer einsamen Insel gelebt haben, ist die Antwort auf obige Frage in der Überschrift eindeutig: JA !
Wenn Sie Spaß daran haben, wird Ihre Aufgabe in den nächsten Jahren sein, Ihre Vorfahren zu entdecken. Vorsicht, dieses Hobby kann "süchtig" machen und der oben beschriebene Zusammenhang sorgt dafür, dass eine gefundene Lösung immer automatisch zwei neue Fragen aufwirft...
Viel Erfolg!
